Die leichte Küstenwanderung beginnt am Strand Cala Mitjana an der Nordostküste Mallorcas.
Doch zunächst sind von Artà rund neun Kilometer bis zum Meer zu fahren.
Nach Ortsende des Städtchens biegt von der Ma-15 Richtung Capdepera bei einer Tankstelle links (Schild „Cala Torta“) die Straße zu den Calas Torta, Mitjana und Estreta ab.
Die Fahrt führt dann durch die hügelige Landschaft der Serra d’Artana, die sich durch markante Berggipfel, tief eingeschnittene Talsenken und wilde Schluchten auszeichnet.
Bei einer Aussichtsplattform mit Parkbucht ist ein kurzer Stopp zu empfehlen, um einen Tiefblick auf das azurblaue Meer zu genießen. In den frühen Morgenstunden ist die Sicht meist noch nicht dunstig, so dass man von dieser exponierten Stelle am Horizont Menorca erkennt.
An ganz klaren Tagen kann die Nachbarinsel vom Südwesten beim Cap d’Artutx bis zum Südosten bei der Punta Prima auf der gesamten Länge überblickt werden. Auch Menorcas höchster Berg, der fast 360 Meter hohe El Toro in der Inselmitte bei Es Mercadal, ist auszumachen.
Bei der Abzweigung zur Cala Torta endet die geteerte Straße. Es folgt geradeaus bis zur Cala Mitjana eine holprige Piste, auf der man bei einer kurz darauf folgenden Gabelung den rechten Abzweig nehmen sollte, weil dessen Fahrbahnbelag weniger beschädigt ist.
Am Strand der Cala Mitjana geht man dann auf einer Asphaltpiste rund 250 Meter bis zu einem rechten Abzweig (Steinmännchen) und steigt wenige Meter zur Cala Estreta ab. Anschließend verlaufen mehrere Trampelpfade nach oben, wobei weithin sichtbare Steinmännchen die Richtung signalisieren.
Der Wanderer befindet sich jetzt auf dem Caminet del Carabiners. Der Pfad ist nach der Küstenwacht benannt, die noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts den Schmuggel in dieser Region unterbinden sollte.
Über den Klippenpfad wird nun eine weitere Bucht erreicht, deren flaches Wasser Blicke auf große, quaderförmige Steinbrocken freigibt. Auf dem Pfad gelangt (Steinmännchen) man zu einem Zaun mit Durchlass und anschließend zu einem Plateau, das oberhalb der Bucht Cala Dèntol liegt.
Von der Ebene beginnt der gut begehbare Abstieg zur Cala es Matzoc, die rund eine halbe Stunde nach Tourstart erreicht ist. Die Bucht mit ihrem Sand- und Kieselstrand wird gerne von FKK-Fans besucht, die mit ihren Booten hier ankern.
Weiter geht es rechts von der Bucht auf einem breiten Weg zunächst durch ein kleines Kiefernwäldchen und kurz darauf auf einem Pfad (Steinmännchen) hinauf zum Torre d’Albarca.
Dieser Wachturm stammt aus dem Jahr 1751 und war Teil der Kette von Türmen, die an der gesamten mallorquinischen Küste als Schutz vor Piratenüberfällen errichtet worden sind. Mit Son Jaumell und Talaia de Moreia befinden sich in Sichtweite zwei weitere Wachtürme.
Die Plattform des restaurierten Torre d’Albarca kann auf zwei Steintreppen und einer stabilen Leiter, deren Verankerung aber immer zu prüfen ist, bestiegen werden. Oben sind ein altes Kanonenrohr und auf einem Mauersockel eine geodätische Säule sowie eine fantastische Aussicht vorzufinden.
Der Blick schweift nach Nordwesten über die Talaia de Moreia, die Talaia d’Alcúdia und den Penya Roja auf der Halbinsel Sa Victòria bis hin zum Cap Pinar und zum Cap Formentor. Eindrucksvoll präsentiert sich auch die Bergwelt auf der Halbinsel Ferrutx mit der Talaia Freda de Morei, dem Es Porrassar und dem Puig de sa Tudossa. Nicht weit entfernt ragt der Faralló d’Albarca aus dem Meer. Das winzige Eiland ist ein bevorzugter Brutplatz für Wasservögel.
Weiter geht es vom Torre d’Albarca geradeaus auf einem breiten Weg, der nach zehn Metern rechts (Steinmännchen) wieder verlassen wird. Ein Klippenpfad führt nun in einigen Kurven (Steinmännchen) manchmal hart am Rand einer Steilklippe und mit einem atemberaubenden Tiefblick auf das Meer nach rund 250 Metern zu einem kleinen Kiefernwäldchen und kurz darauf zu einer Abbruchkante. An dieser Stelle steigt man auf einem sehr steilen Pfad in engen Serpentinen (Steinmännchen) zum Küstenstreifen El Saulonar ab.
Hier hat sich das Meer durch Brandungswellen tief in das Land hinein gefressen. Dunkle und zerfurchte Felsbrocken stapeln sich auf verschiedenen Ebenen. Die Abrasion hat an den Klippen tiefe Höhlen entstehen lassen. Manche ihrer Dächer sind eingebrochen, wodurch sich Öffnungen und Spalten bilden konnten, durch die das in Wellen eindringende Wasser nach oben spritzt.
Ein deutlicher Pfad, der zudem mit Steinmännchen markiert ist, verläuft nun durch diese beeindruckende Küstenlandschaft. Nach einem Kurzanstieg gelangt man dann zu einem Zaun, der auf einer Leiter zu übersteigen ist. Dahinter beginnt ein weiteres spektakuläres Küstengebiet mit bizarr geformten Gesteinsmassen, die Na Balladora. Auf dem rötlichen Felsgestein haben sich Salzkristalle abgelagert.
Rund 45 Minuten nach dem Torre d’Albarca wird dann die Cala sa Font Celada erreicht. Der etwa 100 Meter lange Strand besteht aus feinem Sand, ist kaum frequentiert und ein Juwel unter Mallorcas Stränden. Auch hier nutzen FKK-Anhänger die Abgeschiedenheit der Bucht, die sehr flach ist und in der deshalb keine größeren Boote ankern können. Wer sich in dem unberührten Badeparadies nicht nur in der Sonne aalen möchte und auch schattige Plätze sucht, findet diese 100 Meter landeinwärts unter einigen Kiefern und neben Sträuchern des Phönizischen Wacholders.
Information
Wegstrecke: 7 km (hin und zurück)
Nettogehzeit: 2,5 Stunden
Höhenunterschied: 90 Meter
Anfahrt von Palma: Auf der Ma-15 bis Artà. Dort am Ortsende in Richtung Capdepera und bei einer Tankstelle links (Schild „Cala Torta“) abbiegen. Kurz darauf befinden sich bei einem Sportplatz auch die Schilder „Cala Mitjana“ und „Cala Estreta“. Nach rund neun Kilometern ist die Cala Mitjana erreicht. Bei der Bucht sind reichlich Parkplätze vorhanden.
Tourencharakter: Leichte Küstenwanderung auf steinigen Pfaden und breiten Wegen. Rückweg auf der Hinroute. Hinweis: Der Steilabstieg bei dem Torre d’Albarca zum Küstenstreifen Es Saulonar sollte nicht mit Badelatschen oder Sandalen erfolgen.
Ausrüstung: Leichte Wanderschuhe, ausreichend Wasser, Kopfbedeckung, Sonnenschutzmittel, Badesachen. Einkehr: Lokale in Artà.
von Roland Otto